[132] 154. Hexenritt.

Mündlich aus dem Güßefelder Dammkrug.


War mal ein Junge, deßen Mutter und Schwester waren Hexen; als nun der erste Mai kommt, sieht er, wie sie Abends vorher etwas kochen, sich damit bestreichen, auf Besenstiele setzen und sprechen:


Up un davan neinig an!

Up un davan neinig an!

Up un davan neinig an!


Und auf gehts mit ihnen und davon. Nun hatten sie aber den Topf, in dem sie ihre Salbe gekocht hatten, nur bei Seit gestellt und nicht fortgeschloßen, und der Junge, der alles aus seinem Versteck mit angesehen hatte, denkt, das kannst du ja auch versuchen, holt den Topf hervor, bestreicht sich, setzt sich auf einen Besenstiel und spricht:


Up un davan alle weg an!

Up un davan alle weg an!

Up un davan alle weg an!


Und da gehts auf mit ihm und hier gegen eine Fichte, und da gegen eine Eiche, daß ihm der Kopf nur so brummt, und da merkt er erst, daß er falsch gesprochen, und wiederholt nun dreimal: »up un davan neinig an« und sogleich geht's rasch mit ihm auf und er ist im Augenblick an dem Ort, wo alle Hexen versammelt sind. Da findet er denn auch seine Mutter und Schwester, die sind gerade beim Mahle und eßen, wie alle andern, auch Erbsen. Wie ihn seine Mutter sieht, fragt sie ihn: »Junge, wie kommst du denn her?« Und er antwortet: »Nun, grade wie du!« Da warnt sie ihn denn, niemandem ein Wort von dem zu sagen, was hier geschehe, auch kein Wort weiter zu sprechen, und nun geht's fort. Sie sind aber grade an einem großen Waßer, darum setzen [133] sie ihn auf einen dreijährigen Bullen, und der ist mit einem Sprunge über das Waßer; da ruft der Junge: »Das war ein tüchtiger Sprung für einen dreijährigen Bullen!« Aber im Augenblick ist er auch abgeworfen, und hat acht Tage wandern müßen, ehe er wieder nach Hause gekommen ist.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. A. Sagen. 154. Hexenritt. 154. Hexenritt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-BE58-B