390. Zwerge stehlen Erbsen.

Mündlich.

Der alte Gänsehirt zu Bevern erzählte:


Einem Bauern haben einmal die Zwerge fortwährend die Erbsen ausgenascht, ohne daß er sie doch jemals hat sehen oder fangen können, denn wenn sie ihre Hüte aufhaben, kann sie niemand sehen. Da ist er zum Pastor gegangen und hat den um Rath gefragt, der hat ihm gesagt, er solle mit seinem Knechte hinausgehen und ein slåt snöre mitnehmen, aber noch vor Sonnenaufgang. Deshalb ist er denn auch bereits am Abend hingegangen, um die Nacht hindurch zu wachen, damit er die Zeit ja nicht verschlafe. Wie er so sitzt, hört er die Zwerge miteinander sprechen; da sagt der eine zum andern:


»Dat's gaut dat dat de dumme biure nich weit,
dat de sünn um twölben upgeit.«

Wie er das hört, gibt er schnell dem Knechte einen Wink, da laufen sie mit über das Feld gespannter Schnur dasselbe hinab und reißen den Zwergen die Hüte ab. Da waren sie gefangen und haben dem Bauern den Schaden theuer bezahlen müßen. – Die Sonne geht nämlich, wie der alte Hirt sagte, überall um 12 Uhr auf, aber zum Vorschein kommt sie erst später!

Vgl. Grimm, Mythologie, S. 434; Schambach u. Müller, Nr. 147, 1. 3. mit der Anm.; Pröhle, Oberharzsagen, S. 194; abweichende Züge ebendas., S. 210; C. und Th. Colshorn, Märchen u. Sagen, Nr. 33. – Unweit Grewen bei Münster gibt es einen Sandberg, in welchem viele Löcher sind. Darin haben vor [352] Zeiten Zwerge gehaust, welche den Anwohnern die Zukunft vorhersagten. Einen Bauer, der sich Raths erholen wollte, beschieden die Zwerge auf den folgenden Morgen. Er kam nach Sonnenaufgang. Da rief man ihm zu: »Dat de buër nitt weit, wann de sunne upgeit!« und er mußte unberathen wieder abziehen; Woeste in der Germania, IX, 292.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. 390. Zwerge stehlen Erbsen. 390. Zwerge stehlen Erbsen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-C0BC-0