7. Hackelberg's Hund.

Eine alte Bäuerin zu Buchholz bei Petershagen erzählte:


Hackelberg hat einmal bei seinem Umzuge in den Zwölften seinen Hund in einem Hause zurückgelaßen, der hat am Herde gelegen und nichts als Asche (stôf) gefreßen. Die Leute haben ihn gern los sein wollen, haben aber nicht gewußt, wie sie das anfangen sollen, bis ihnen endlich einer gesagt hat, sie sollten Eßen in einem Eierdopp kochen; das haben sie gethan. Als der Hund das gesehen, hat er zu sprechen angefangen und gefragt, was das werden solle, da haben sie ihm gesagt, das solle sein Freßen werden; da ist er davongegangen und nicht wiedergekommen.


Wie hier wird sonst der Wechselbalg vertrieben, Grimm, Mythologie, S. 437 fg.; doch vgl. auch Colshorn, Märchen u. Sagen, Nr. 75, [5] wo der in der Sylvesternacht ins Haus gelaufene Hund der Frau Gauden auf dieselbe Weise vertrieben wird, aber auch Frau Gauden selber seitdem sich nicht mehr sehen läßt. Ueber die den wilden Jäger begleitenden Hunde vgl. Simrock, Mythologie, S. 249, welcher, da sie, wie anderwärts die Winde, mit Mehl gesättigt werden, es für zweifellos erklärt, daß sie die Winde seien, was ihr ganzes Wesen kaum genügend erklärt. Hier in unserer Sage nährt sich der Hund von der Flugasche, so auch der des Heljägers (Norddeutsche Sagen, Nr. 310, 2), der nach einigen auch glühende Kohlen frißt. Der Name des Hundes in unserer Sage ist von besonderer Wichtigkeit, entweder ist er nämlich in derselben Weise, wie ich den Namen Aulken als Bezeichnung der Zwerge erklärt habe, zu faßen, d.h. er bedeutet schlechtweg »Alter«, ist schmeichelndes Diminutiv der Anrede, mit welchem der wilde Jäger seinen treuen Genoßen ihm wieder zu folgen auffordert, oder er bezeichnet ein den Zwergen-Aulken angehöriges Wesen, das ganz vorzugsweise mit diesem Namen genannt wird; das letztere scheint mir das Richtigere, da der Hund wie der von Zwergen stammende Wechselbalg vertrieben wird und auch Nr. 8 ein Haus, in welchem der Hund liegen blieb, mit dem Namen Ålkhûs oder Ålkenhûs bezeichnet, jedenfalls also schon ein Eigenname darunter verstanden wird; die von Simrock aufgestellte Etymologie (Mythologie, S. 416) des Wortes aulken, von olla Topf, Urne, da sie Geister der Verstorbenen sind, kann ich nicht billigen, da das Nordd. Sagen, S. 485, angeführteôlkerspött und anderes dagegen spricht. – Eine dritte Möglichkeit, den Namen Alke aufzufaßen, will ich nicht verschweigen. Da sich nämlich ein zweiter Alke unten Nr. 33 a zeigt und sich wenn nicht Identität, so doch sehr nahe Verwandtschaft mit dem Hunde Alke ergibt, so wird man versucht, an jenes Zwillingspaar des Tacitus,nomen Alcis, zu denken. Tacitus sagt von ihnen ut fratres ut juvenes venerantur und stellt sie dem Castor und Pollux gleich, deren einer in der Unterwelt weilt; und jene römischen lares praestites mit Hundsfellen, ebenfalls Zwillinge, wurden der eine als Knabe, der andere als Jüngling dargestellt; vgl. Haupt, Zeitschrift, VI, 129. Wenn unsere beiden Alken jenen Alcis gleich wären, so wird es natürlich kaum noch möglich sein, an jenen obigen Deutungen des Namens festzuhalten, und die von Grimm (Mythologie, S. 339) vorgeschlagene Anlehnung an Odin's Beinamen Jâlkr und das [6] wermländische jolk, was einen Knaben bezeichnet, ist dann die passendste. Zacher (Gothisches Alphabet, S. 113) hat mit einiger Wahrscheinlichkeit in dem einen der taciteischen Brüder einen jugendlichen Lichtgott nachzuweisen gesucht, wozu stimmen würde, daß der Wirth Alke als feuriges Rad erscheint. Vgl. auch Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, IV, 122.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. 7. Hackelberg's Hund. 7. Hackelberg's Hund. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-C14A-8