139. Taschenspieler rächt sich.
Mündlich aus Mellin.
Taschenspieler können bekanntlich den Leuten die Augen verblenden und so war auch einmal einer in Rohrberg, der sagte vor aller Welt, sie sollten ja recht aufpaßen, denn er werde jetzt unter einem gefällten Eichbaume, der hart an der Erde lag, fortkriechen, was allen um so unmöglicher schien, da nirgends eine Stelle, wo er hohl lag, zu entdecken war. Aber der Taschenspieler [121] that's dennoch zum Erstaunen aller Leute und wiederholte es sogar mehrmals; als er nun eben noch zum letztenmale seine Kunst zeigen wollte, kommt gerade ein Mädchen aus Rohrberg daher zu gehen, die ist auf der Wiese gewesen und hat frisches Futter für das Vieh geholt; sie stellt sich nun auch hin und sieht zu, und da sich in dem Futter, das sie in der Kiepe trug, auch ein vierblättriges Kleeblatt befand, sieht sie augenblicklich, daß alles Verblendung sei und daß der Taschenspieler statt unter dem Baume über denselben fortkroch, und das sagte sie sogleich allen Leuten. Da rief der Taschenspieler ärgerlich, das wolle er ihr gedenken und das hat er auch gethan. Denn acht Tage darauf kommt das Mädchen aus dem Garten, wie eben recht viele Leute da vorübergehen; sie geht, da das Waßer nur klein ist, durch den Bach und um die Röcke nicht naß zu machen, hebt sie dieselben ein wenig auf; aber ein schallendes Gelächter empfängt sie von allen Seiten, der Taschenspieler hatte den Leuten wieder die Augen verblendet, daß sie zu sehen meinten, sie habe die Röcke noch höher, als bis ans Knie aufgehoben.