Der ewige Fuhrmann.

251.

Mündlich.


Von Kohlstädt bis zur kleinen Egge, da, wo sich die Gebiete von Rhein und Weser scheiden, fährt der ewige Fuhrmann. Schon mancher hat ihn dort gesehen, wie er in dem Bache, in dem früher die Straße über das Gebirge lief, heraufgekommen und dann die steile Bergwand gerade in die Höhe gefahren ist. Gewöhnlich sitzt er auf einem Schimmel mit einer weißen Mütze und langen Peitsche und hat vor sich und neben sich einen Braunen gespannt; doch haben ihn andere auch schon mit sechs Schimmeln fahren sehen.

Wie das aber gekommen sei, daß er hier ewig fahren müße, erzählt man so: Die Einwohner von Horn haben über alles in der Welt gern Lachs eßen mögen und deshalb einmal einem Fuhrmanne, von dem sie glaubten, daß er solchen führe, an dieser Stelle aufgelauert und ihn erschlagen. Der, welcher das gethan, muß nun ewig hier fahren; die aus Horn nennt man aber noch heute, so bitterböse sie auch darüber werden mögen, Lachsfreßer.

Vgl. Meier, Schwäbische Sagen, Nr. 104, 260. Im Bremischen erzählt man, daß ein Fuhrmann trotz warnender Vorzeichen am stillen Freitag seine drei Pferde vor den Wagen gespannt [222] und habe fahren wollen, als sie sich aber nicht geregt, habe er ihnen ein »Vorwärts in des Satans Namen« zugerufen, worauf er verschwunden sei und seitdem allabendlich am Himmel rückwärts fahren muß; Köster, S. 225. Der ewige Fuhrmann ist kein anderer alsWuotan selber, der auf seinem Wagen fährt, welcher bald als himmlischer, bald als irdischer erscheint; vgl. zu Nr. 199 und Rochholz, I, 217; ferner Gebräuche, Nr. 37, wo der wilde Jäger auch der ewige Fuhrmann genannt wird.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. Der ewige Fuhrmann. 251. [Von Kohlstädt bis zur kleinen Egge, da, wo sich die Gebiete von]. 251. [Von Kohlstädt bis zur kleinen Egge, da, wo sich die Gebiete von]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-C2EF-C