117. Die feurige wilde Jagd.
Mündlich aus Ferchesar.
Einem Schäfer war einmal, als er im Walde weidete, ein Schaf dumm geworden, und er mußte es, da es nicht von der Stelle wollte, liegen laßen, wo's gerade lag, und mit der Heerde weiter treiben, denn er dachte auch, wenn's nur erst eine Weile gelegen hat, wird's wohl nachkommen. Aber es kam nicht und er dachte auch gar nicht mehr dran, daß es nachkommen sollte; erst als er zu Hause beim Abendbrot saß, fiel ihm das dumme Schaf wieder ein, und da entschloß er sich, mit seinem Bruder hinauszugehn, es zu holen. Als sie so schon ein Stück in die Heide hineingegangen sind, sehen sie von fern einen Feuerklumpen und wundern sich gar sehr darüber, und weil sie ein Paar kecke und muthige Gesellen waren, sprechen sie zu einander »wir wollen doch einmal die Hunde drauf hetzen.« Gesagt, gethan, aber die Hunde wollten, nicht dran, bis sie sie endlich mit Gewalt drauf los jagten. Da sind sie dahin gestürzt, aber so wie sie dicht dran waren und zu bellen begannen, da flog das Feuer nach allen Seiten umher, so daß die Hunde eiligst umkehrten und auch die Schäfer in aller [102] Eile nach Hause rannten, denn sie merkten, da sei's nicht recht richtig. Keuchend erreichten sie das Thor des Schafstalls und warfen es eilig zu; aber kaum war das geschehen, so hörten sie draußen die wilde Jagd toben und eine Stimme rief ihnen nach, das sollten sie nicht wieder versuchen, sonst müßten sie miteßen.