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Im Waldeckschen fand ehemals und findet zuweilen auch noch zu Ostern ein Wettkampf statt zwischen den jungen Burschen; es wird nämlich eine gewisse Zahl Eier in kurzen, engen Zwischenräumen hintereinander gelegt, die muß der eine behutsam, ohne sie zu beschädigen, aufnehmen und einzeln in ein Körbchen legen, welches am Anfange der Reihe steht, während der andere während derselben Zeit nach einem benachbarten, vorher bezeichneten Gebüsch läuft und von dort einen grünen Zweig zurückbringen muß. Derjenige, welcher seine Aufgabe zuerst vollendet hat, ist Sieger.
Der gleiche Gebrauch findet sich auch in Schwaben, wobei zu bemerken, daß derselbe zu Hohenstaufen auf dem Aasrücken stattfindet, Meier, Gebräuche, Nr. 68, 69; ebenso feiert man zu Bockenem das Osterfest auf dem Ossenkamp, oben Sagen, Nr. 369. – Aus dem Waldeckschen benachbarten heßischen Orten berichtet über denselben Gebrauch Lyncker, Nr. 324. Ebenso bringt Schmitz (S. 29-31) Ausführliches darüber aus Schönecken, wo überdies dem Gebrauch noch ein historischer Ursprung aus der Ritterzeit gegeben wird, welcher nach der Verbreitung auch in andern Gauen zu urtheilen, irrthümlich ist. Auch im Elsaß findet der Gebrauch statt und zwar wesentlich in der oben angegebenen Weise; Stöber in der Alsatia, 1852, S. 138 fg., wo auch als Orte, wo er sich außerdem noch findet, Pfungstadt im Darmstädtischen, Breslau, wo es die Tuchknappen treiben, [152] und der Canton Bern genannt werden. An allen letztgenannten Orten wird der Gebrauch am Ostermontag geübt, im Elsaß dagegen am Pfingstmontag. Auch im Aagau gilt das Eierlesen nebst Wettlauf; Rochholz, Alemannisches Kinderlied, S. 504.