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In der ganzen Ukermark und noch weiter südlich hinab bis in die Gegend von Bernau, so wie westlich über die Grenze derselben hinaus bis nach Röbel und der Umgegend (vielleicht auch weiter?) findet sich der Gebrauch beim Schluß der Roggenärnte, an einigen[396] Orten, z.B. Wredenhagen in Meklenburg, auch beim Einfahren jeder einzelnen Getraideart, aus der letzten Garbe eine Puppe zu machen und diese entweder mit dem letzten Fuder jubelnd heimzubringen, oder von der zuletzt fertig gewordenen Binderin in der in den märkischen Sagen S. 342 beschriebenen Weise ins Dorf tragen zu laßen. Je nach dieser Verschiedenheit nennt man den Gebrauch entweder: »den Alten bringen (den ollen brengen)« oder man sagt von dem Mädchen »die hat den Alten (dei het den ollen).« In Hardenbeck bei Boitzenburg wird zugleich das Vesperbrod des zuletzt fertig gewordenen Mädchens in die Puppe mit eingebunden, diese selbst nennt man auch die äustgârw. – In Lanke bei Bernau tanzte man ehmals zur Musik um die letzte Garbe, die dann ins Dorf geführt wurde; auch hier hieß es »den Alten bringen«; im nahe dabei gelegenen Prenden dagegen machte man noch eine Puppe aus derselben. – Ebenso findet sich in einigen Dörfern am Elm die Sitte, beim Einbringen jeder Getraideart aus der letzten Garbe eine Puppe zu machen, welche »der Alte« heißt und zuletzt heimgebracht wird; an Stelle deßen windet man aber auch in neuerer Zeit Aehren jeder Kornart zu einem Kranz und bringt den mit Musik heim. – In Chorinchen bei Neustadt E.W. sagt man, wer den letzten Schlag beim Dreschen thue, kriege den Alten.