148. Der Ursprung derer von Ziethen.
Mündlich.
Bei Wildberg, das ehmals eine Stadt gewesen sein soll, woher auch noch die Reste von Wällen um den Ort stammen und der Schulze den Titel Richter führt, liegt hart an der Temnitz in der Wiese ein Hügel, um den dieses kleine Flüßchen herum geleitet worden ist, wodurch er in früherer Zeit ein bedeutend befestigter Platz gewesen sein muß. Dieser Hügel heißt der Schloßberg, und es soll hier ein Schloß der Grafen von Ruppin gestanden haben; in demselben wurde einer von ihnen einst von einem überlegenen feindlichen Heere belagert, und wurde schon so muthlos, daß er sich ergeben wollte. Bei dem Rathe, den er aber noch zum letzten Male hielt, war auch sein Koch zugegen, der ihm tüchtig Muth einsprach und zuredete, er solle doch noch einen Ausfall wagen, und wenn der Graf selber nicht mitziehen könne, so wolle er die Reisigen anführen und [155] sei überzeugt, sie würden die Feinde besiegen. Der Graf glaubte zwar nicht an einen solchen Erfolg, indeß wollte er doch das Letzte noch versuchen und gab dem Koch die Erlaubniß zu dem Ausfall mit den Worten: »Zieht hen!« Da ging er mit seiner Mannschaft muthig auf den Feind, der bei Lüchfeld stand, los und in wenigen Stunden war die Schlacht gewonnen und sie kehrten triumphirend in die Burg zurück. Da schlug der Graf von Ruppin seinen treuen Koch aus Dankbarkeit zum Ritter und gab ihm, wegen der Worte mit denen er ihn entlassen, den Namen Ziethen, und gebot ihm fortan als ein Zeichen seines ehemaligen Standes einen Kesselhaken im Wappen zu führen.
Andere erzählen, der Koch habe gerathen, viele Kessel mit Brei zu kochen und diesen so heiß wie möglich den Feinden beim nächsten Sturm auf den Kopf zu schütten: der Graf habe an dem Erfolge dieses Mittels zwar gezweifelt, aber doch endlich in den Worten »Zieht hen« seine Zustimmung gegeben; worauf der Feind wirklich vertrieben und der Koch mit dem Namen Ziethen in den Ritterstand erhoben sei.