70. Die alte Frick.
Mündlich von einem Bauer aus Thomsdorf.
Die alte Frick oder Fuik ist des Teufels Großmutter gewesen, und man hat sie oft des Nachts umhertoben[66] hören. Mancher hat sie auch gesehen, und leicht an den großen Hunden, welche sie stets mit sich geführt hat, erkannt; denn wenn diese gebellt haben, so ist ihnen schieres Feuer aus Maul und Nase geflogen.
Vor Jahren, als noch der Mahlzwang herrschte, mußten die Naugartner nach der Boitzenburger Mühle, um dort ihr Korn mahlen zu laßen. Dahin war denn auch einmal ein Bauer gefahren, und hatte sich etwas verspätet, so daß er erst in der Dunkelheit des Abends mit seinem mit Säcken beladenen Wagen nach Hause fuhr. Wie er so fährt, hört er plötzlich ein gewaltiges Toben, und gleich darauf kommt auch die alte Frick mit ihren Hunden dahergestürmt. Der Bauer, in seiner Herzensangst, wußte sich nicht anders zu helfen, als daß er seine Mehlsäcke den Hunden hinschüttete, die auch sogleich gierig darüber herfielen und alles Mehl auffraßen; hätte er das nicht gethan, so wäre es ihm schlecht ergangen. Betrübt kam er nun mit seinen leeren Säcken nach Hause und sagte zu seiner Frau: »Mutter, mir ist es schlimm ergangen; mir ist die alte Frick begegnet, und da hab ich nur eiligst ihren Hunden das Mehl vorgeschüttet, um sie loszuwerden.« »Nun,« sagte die Frau, »sind die Säcke leer, so wirf die nur auch hin!« Das that der Mann, aber wie verwundert war er, als er am andern Morgen an dieselbe Stelle kam; da standen seine Säcke wohl gefüllt, wie er sie am Abend zuvor aus der Boitzenburger Mühle geholt hatte.