399. Balder von Serpin.
Von demselben.
Ein armer redlicher Bauer brauchte nothwendig Geld und sann und sann, wo er wol etwas leihen könne; indem fuhr er beim Schloße Serpin vorbei, und ein freundlicher Mann trat an ihn heran und fragte ihn, warum er so bekümmert sei und ob er ihm nicht helfen könne. Da klagte ihm der Bauer seine Noth, der Fremde hieß ihn einen Augenblick warten und brachte gleich darauf einen ganzen Scheffel Gold herbei, welchen er dem Bauer unter der Bedingung gab, daß er ihn zu bestimmter Frist zurückzahle. Der Bauer glaubte erst, er habe mit dem Bösen zu thun, allein der Mann beruhigte ihn bald und sagte: »Wenn du am Zahlungstage herkommst, so rufe nur nach Balder von Serpin!« [358] Das Geld brachte dem Bauer viel Glück, und er fand sich dankbar am bestimmten Zahlungstage ein und rief: »Balder von Serpin hål dî dîn geld.« Allein umsonst, er erschien nirgends, bis endlich eine Stimme rief: »Balder is nich mîer, Balder is fûrt, beholl dîn geld.«
Vgl. oben Nr. 269 mit der Anm.