170. Das Hillertsloch.

Mitgetheilt von Woeste.


Im Ostersiepen bei Olpe sieht man eine Einsenkung, aus welcher ein Spring hervorbricht; man nennt sie das Hillertsluåk. Da hat vor Zeiten das Schloß Hillert's, eines Edelmannes, gestanden. Dieser gottlose Mensch befiehlt eines heiligen Christmorgens seinen Knechten, die Ställe zu misten; die aber weigern sich dessen und gehen nach Rohde zur Kirche. Als der Gottesdienst beendigt ist, kehren sie heim, finden aber das Schloß ihres Herrn nicht wieder; es war mit Mann und Maus verschwunden, und jene Einsenkung mit dem Springe bezeichnete die Stelle, wo es gestanden. Doch nicht alles hatte der Erdboden verschlungen; die Kleidungsstücke und sonstigen Habseligkeiten des gottesfürchtigen Gesindes lagen zu Hauf am Springe, sodaß der Stücke auch nicht eines fehlte. Seit jenen Tagen nun muß der Hillert in dieser Gegend spuken gehen. Schmiede, die um Mitternacht gen Olpe zur Arbeit gingen, hörten den Junker, wie er hinter ihnen hergefahren kam, doch ihn selbst sahen sie nicht. Das Raßeln der Wagen und das Pferdegetrappel nahm erst dann ein Ende, als sie St.-Rochi Kapelle erreicht hatten. Andere, die sich in der Geisterstunde mit Holz aus dem Ostersiepen versehen wollten, sahen ein Thier auf sich zukommen, in welchem sie bei hellstem Mondscheine deutlich einen Hund [165] zu erkennen glaubten. Sie meinten aber anfangs, das sei der Hund des Försters und dieser selbst nicht weit. Was sie so für einen gewöhnlichen Hund ansahen, ward bald, wie es seitwärts näher kam, immer größer und größer, zuletzt so allmächtig groß, daß man unter seinem Bauche hindurch ein gut Stück des Firmaments übersehen konnte.

In der Nähe des Hillertslochs liegt auch eine Stelle, das Faibelsluåk genannt, wo Faibel, auch ein gottloser Edelmann, sammt seinem Schloße in die Erde versunken sein und bei nächtlicher Weile spuken soll.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. 170. Das Hillertsloch. 170. Das Hillertsloch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CA85-D