32. Hexen verrathen.
Mündlich aus Swinemünde.
In Neppermin auf Usedom lebten zwei Bauern, von denen war der eine schon über drei Jahre lang krank und konnte nicht aufstehen, denn er empfand beim Auftreten die gräßlichsten Schmerzen. Die beiden Knechte der Bauern hatten aber deren Frauen in Verdacht, daß sie Hexen seien, und setzten sich deshalb in der Walpurgisnacht in den Ofen derjenigen, deren Mann krank war. Das währte auch nicht lange, da kamen sechs Hexen an, die eine als Schwein, die andere als Katze, die dritte als dreibeiniger Hase und so mehr, und da waren auch die beiden Bauerfrauen darunter. Als sie nun zusammen waren, sagte die eine: »Mich hungert heut so, ich weiß nicht, wie ich mich satt machen soll!« Sagte die andere: »Drüben unsere Nachbarin liegt in den Wochen, da wollen wir ihr das Kind fortholen und es schlachten!« [25] Sogleich eilte eine hin und kam auch bald mit dem Kinde wieder, aber jetzt fehlte es an einem Meßer. Da sagte die Frau des kranken Bauern: »Ich habe meinem Manne schon seit drei Jahren ein Meßer in der Keule beigebracht, das hole ich ihm alljährlich einmal in der Walpurgisnacht heraus, das will ich holen; wüßte er's, so könnte er aufstehn.« Damit ging sie in die anstoßende Stube und kam auch sogleich mit einem Meßer wieder, das war wohl einen Fuß lang; eben wollten sie dem Kinde das Meßer auf die Brust setzen, als einer der Knechte im Ofen »Herr Jesus« rief, da stoben die Hexen auseinander; der Knecht aber eilte zu seinem Herrn und ließ ihn aufstehen, indem er ihm den ganzen Vorgang erzählte. Der wollte es anfänglich nicht glauben, aber er versuchte doch aufzustehen, und sieh da! er konnte ohne Schmerzen gehen. Da traten sie in die Stube und fanden da noch das Kind sammt dem Meßer, welches die Hexen zurückgelaßen. Da ging der Mann hin und gab seine eigene Frau an, und sie gestand auch, wer die andern Hexen gewesen, und sie wurden allesammt verbrannt.