144. Zerstörung der Schulenburg.
Mündlich aus Cheinitz.
Bei Stappenbeck liegt dicht an dem kleinen Flüßchen Jeetze ein Berg, der heißt die alte Schulenburg; in dem sollen vor alter Zeit die Schulenburgs mit noch andern ihrer Genoßen eine Höhle gehabt haben, von wo aus sie die von Salzwedel nach Gardelegen und Magdeburg Reisenden überfielen, und noch jetzt sollen Spuren dieser röverkûle, wie das Landvolk die Höhle nennt, vorhanden sein. Wie aber die Räuber dort ausgekundschaftet und zum größten Theil ausgerottet wurden, erzählt man folgendermaßen:
Sie hatten nämlich einmal ein Mädchen geraubt, das ihnen in der Höhle die Wirthschaft führen mußte, und damit sie ihnen nicht entliefe, hatten sie dieselbe mit einem Stricke an einen Blinden gebunden, der ihr nun auf allen Wegen folgte. So ging sie denn auch einmal hinab zur Jeetze, um Waßer zu holen, und der Blinde mit ihr; zuvor hatte sie sich aber ein Meßer zu verschaffen gewußt, und als sie den Eimer gefüllt hat, schneidet sie den Strick entzwei, bindet den Eimer an und heißt nun den Blinden umkehren; der merkt auch nichts, indem er, den schweren Eimer nachschleppend, meint, das Mädchen [125] folge ihm. Die aber macht sich eilends auf und davon. Als nun der Blinde zur Höhle kommt und die Räuber der Flucht des Mädchens inne werden, setzen sie sich auf ihre Pferde und einer derselben holt sie ein, als sie eben über den Stappenbeckschen Schlagbaum fortgeht; da haut er noch mit seinem Säbel nach ihr und schlägt ihr den ganzen Haarknust ab, kann sie aber, da der Baum herabgelaßen war, nun nicht weiter verfolgen. Da ist denn das Mädchen hingegangen, hat alles angegeben und da hat man denn die Räuber in seine Gewalt bekommen und die Höhle zerstört.