67.
Auf den Dörfern in der Umgegend von Fürstenwalde geht am zweiten Pfingsttage das Kûdernest oder Kaudernest umher, ein Knabe, der ganz in Maibusch eingehüllt ist, eine Blumenkrone auf dem Kopfe und in jeder Hand eine Glocke trägt; mit ihm ziehen die Ochsenjungen umher und sammeln Gaben ein, indem sie dabei folgendes Lied singen:
Wir treten auf einen breiten Stein,
ach Gott wie froren uns die Bein'!
Wir treten auf ein Lilienblatt,
wir bitten den Herrn, er geb' uns wat.
Hier kommen wir, ohne allen Spott,
ein liebes Pfingsten geb uns Gott!
Kudernest, kudernest,
hippel uf de strasse,
hat innen jêlen strûk jelêjen,
is ganz jrün und jêl jeworden,
geh nun in die Lake.
Finden wir nicht die Kühe,
so finden wie doch die Schafe,
stripp, strapp, strull,
die Mädchens haben 'ne Null.
Wer dem armen Kûdernest nichts will geben,
dem wollen wir Pietschen theeren,
wollen uns Flachs afscheren,
der soll nun nichts mehr gewinnen.
Der Wirth, der ist ein braver Mann,
der wird uns wol was geben,
er wird uns nicht laßen lange stehn.
Halt! wir wollen weiter gehn.
Sie haben uns eine Verehrung gegeben,
Gott laße sie länger leben,
vor dieses Jahr, vor manches Jahr!
Vor Ungelück auch Gott bewahr!