267.
Mündlich.
Etwa eine halbe Stunde von dem Dorfe Goldbeck, in der Richtung nach Rinteln zu, befinden sich Höhlen[232] an einem Berge, in denen haben ehemals Zwerge gewohnt. Nun lag in der Nähe der Hof eines Bauern, dessen Heerde gewöhnlich in der Nähe der Höhle zu weiden pflegte, und da sah der Hirt alle Morgen eine fremde Kuh sich unter die seinen mischen, die war so glatt und schön, daß sie wie Gold glitzerte und glänzte; abends aber, wenn er heimtrieb, war sie bei den Höhlen stets plötzlich verschwunden. Das erzählte er einmal abends seinem Herrn und der sagte: »Dafür könnten sie dir auch wol ein Trinkgeld geben, daß du ihnen täglich ihre Kuh mit auf die Weide treibst.« Das hörten die Zwerge, die sich, durch ihre Nebelkappen unsichtbar, gern in der Stube des Bauern aufhielten, und andern Morgens, als der Hirt mit seiner Heerde wieder bei den Zwerglöchern vorübertrieb, fand er vor einer der Höhlen einen Groschen und so ging's nun fort einen Tag wie alle Tage. Als das der Bauer wieder hörte, sagte er: »Können sie das, so können sie dir auch wol ein Frühstück geben«, und andern Morgens, als der Hirt wieder an der Höhle vorüberkommt, liegt neben dem Groschen noch ein schöner Pfannkuchen, und solchen fand er nun ebenfalls täglich dort.
Vgl. Norddeutsche Sagen, Nr. 290, 2. mit der Anm., und ebendas., Nr. 44, 288, 3. mit der Anm., sowie den Stier des Grînkenschmieds, Nr. 81, und den in Nr. 333-335 dieses Bandes. Harrys, Niedersächs. Sagen, I, 79. In einer etwas wunderlichen Sage, die Ignaz und Joseph Zingerle in Wolf, Zeitschrift, I, 465 (»Die Kellerlahne«), mittheilen, scheint ein Stier als frauenraubender Zwerg aufzutreten, vgl. das zu Nr. 139 Beigebrachte. Ueber das vor der Unterwelt weidende Vieh vgl. Simrock, Mythologie, S. 471 fg.