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In Schorau bei Zerbst wird das Pingstgelag durch Aufrichtung eines Maienbaums gefeiert; nachher ist Musik und Tanz, wobei alljährlich neue Platzmeister gewählt [386] werden, die vorjährigen wählen hierbei stets allein. Vor dem Tanz erscheint gewöhnlich ein Paar aus der alten Zeit (zuweilen zwei), ein alter Mann und eine alte Frau, die meistens Larven vor dem Gesicht haben; die Alte wird dabei immer durch einen Mann vorgestellt. – In Vehlitz richten die Knechte einen hohen Baum auf, um den getanzt wird; die Jungen ziehen mit einem Busche umher und sammeln Eier, Speck, Wurst u.s.w. – Zu Appenrode am Harz treten beim Pfingsttanz drei oder vier Hanswurste auf, die in der Regel vorher von Haus zu Haus ziehen und allerhand Scherz und Neckerei treiben. – Am Harz wird auch gewöhnlich die aufgerichtete Maie bis zur Krone geschält und nachher mit der Rinde schlangenförmig umwunden. – Oberhalb Thale im Gebirge findet zu Pfingsten der sogenannte Birkentanz statt; mit Musik holt man eine Birke jubelnd in's Dorf und richtet sie dort auf; um dieselbe wird dann getanzt. In Haßerode und andern Orten hat man statt der Birke eine Tanne. Doch kommt diese Sitte immer mehr ab und an Stelle derselben werden Freischießen zu Pfingsten oder um Johannis, oder noch später veranstaltet, wobei ebenfalls mehrere Tage hintereinander getanzt wird. – In der Gegend südlich von Lehnin, im sogenannten Neu-Preußen (ehem. Sachsen), richtet man zu Pfingsten eine Tanne oder Maie auf, an deren Spitze Uhren u. dgl. befestigt werden, wonach geklettert wird; an andern Orten der Gegend findet ein Wettlauf nach einem im Felde aufgesteckten Maibusch statt. – In Barnewitz bei Rathenow wird zu Pfingsten mitten im Dorfe ein Maienbaum aufgerichtet, an dem man eine Uhr und Pfeife befestigt. Darauf wird nach den Kegeln geworfen und wer am besten wirft, wird König und erhält den Preis. In Questenberg am Harz wird zu Pfingsten die Quäste aufgerichtet. Vgl. die Sage Nr. 250.