164. Der Schloßberg zu Biesenthal.

Mündlich.


Hart an dem kleinen Städtchen Biesenthal, das auf einer Anhöhe liegt, befinden sich zwei kleine Hügel, die steil zu dem von der Finow durchflossenen Wiesengrunde abfallen, und deren äußerster, der sogenannte Schloßberg, von dem der Stadt näher gelegenen ersten durch eine bedeutende Vertiefung abgeschnitten ist, über [170] welche ehmals eine hölzerne Zugbrücke gebaut gewesen sein soll. Auf dem Schloßberge, sagt man, habe vor alter Zeit ein starkes Räuberschloß gestanden, in welchem die Herren von Arnheim oder Arnim gewohnt, die alles, was auf der hier vorüberführenden Landstraße von Neustadt-Eberswalde daherkam, überfielen und ausplünderten. War nun schon das Schloß auf dem kegelförmigen Berge und durch seine starken Feldsteinmauern, deren Reste ihn noch umkränzen, an und für sich fest, so kamen noch andre Vertheidigungsmittel hinzu, die es fast unüberwindlich machten. Es gehörte nämlich dazu die unterhalb in geringer Entfernung gelegene Wehrmühle, die davon ihren Namen erhalten hat, daß die Ritter hier, sobald das Schloß in Gefahr stand, das Wasser aufstauen ließen und dadurch die ganze Gegend rings um unter Wasser setzten. Ferner waren sie aber auch mit allem Nöthigen immer hinreichend versehen, denn außer dem eigentlichen Schloß, dessen tiefe Keller noch vorhanden sind, standen die Küche und Wirthschaftsgebäude auf dem ersten Berge, der danach auch der Küchenberg heißt, und unter dem Schlosse in den Wiesen zeigt sich ebenfalls noch eine kleine Erhebung, auf der noch andre Gebäude gestanden haben sollen, wenigstens sind auch dort nicht längst noch Fundamente sichtbar geworden. Die Brauerei und Brennerei soll dicht an der Stadt, am Abhange nördlich der Kirche, gestanden haben, und endlich soll noch eine eigne Schmiede zum Schloß gehört haben. Diese hat auf dem Reiherberg gelegen, einem runden Hügel von etwa [171] funfzehn Fuß Höhe, der mitten im Wiesengrunde an einem kleinen See liegt. Zu demselben führt ein Damm, der beim Küchenberge anhebt, dann beim Schloßberge sich rechts wendet und in grader Linie immer mehr ansteigend und sich in der Breite ausdehnend fortgeht, bis er sich endlich wieder rechts wendet zum Reiherberge und nun dessen ganze Breite annimmt. Dieser Berg wird jetzt beackert und man findet oft beim Pflügen verrostete Eisenwerkzeuge und Schlacken, die beweisen sollen, daß hier eine Schmiede gestanden. Am Fuße desselben finden sich ebenfalls viele Schlacken, Knochen, ganze Kohlenlagen und eine große Anzahl von Scherben, die fast von alten Graburnen herzurühren scheinen.

Im Schloßberg soll nun aus der Zeit, wo die Herrn von Arnheim dort haus'ten, noch ein gewaltiger Schatz vergraben liegen, den sollen nur elf Menschen heben können, der elfte aber wird dabei sterben.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Märkische Sagen und Märchen. Sagen der Mittelmark. 3. Der Barnim- und der Lebuser Kreis. 164. Der Schloßberg zu Biesenthal. 164. Der Schloßberg zu Biesenthal. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CEA8-0