[32] De Alkenkraug.

33a.

Mittheilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück, 1850, S. 399. Von Dr. med. Schwerdtmann aus Alfhausen zu Haste.


In uraulen tien, ese dat därp Alfhusen nag kinen namen hadde, leigen in de giegend, de nu dat kespel utmaket, blaut twälf hüser. Sönn- un fiërdages göngen de lüe ut düssen hüsern över de graute westerholter heede na Merszen tor andacht, wiel't iehr nag an ene kerke feihlde.

En van de twälf hüser stönd midden in der heede bi den aulen hünengrävern. Düt hus wörd de krog geheeten, wielen de kerklüe sück dar van den langen wiege bi enen kroge beer en lütk to verhalen plegden. De kröger avers dagte meer an sinen verdenst ese an gaadhilligkeed; he hadde jümmers goe tiet, höld de mensken up, un nägede se to'm drinken un geif den alltiet vär, dat et to'r misse nag vullup froh nog si. Dütt wör dann de orsake, dat de lüe selten tor rechten tiet in de kerken queimen un iehren gaad arndlik deenden. Dau nu de weth all hüpig warschöfet was un dag van sinen övelen bruk nig laten woll, strafede üm Gaddes hand. Sin hus, dat hauge up enen bolle stönd, versünk stüppelk mit der schüren un an de sülven stie queim ene waterkulen, de nag hüte Alkenkrog geheeten werd. Dat makede de änneren lüe done bestärted, sau dat se to'n ewigen andenken de övrigen elf hüser Alfhusen heiten un sück ene egene kerken boweden. War avers dat hûs versunken was, dar wör et selten sau ganz richtig. Man seig dar un will der nag tiegenwardig vaken spökerien seihen. Et schall nemlik ut den waterlokke [33] ne fruensgestalt to tiën herupkuemen, de mestens Alke geheeten werd. Wenn de sünne moie schînd, wüld se de scheipers an enen bolle liggen seihn hebben, wo se sück sünned un de hare putzed (kemmed).

Wan't avers ener wägd un ümme den poel herümme gehd un dremal röpt: »Alke kumm, gehst du mit?« dann schütt en drake herup, grippt en un tüt üm mid sück in den afgrund. – Ese avers mal vär langen jaren de buren ut de nauberskupp bien beere lustig to haupe seiten, prahlde ener mid sinen wackern un geschwinden schimmel. Up dat göngen de ännern ene wedde in, de he winnen scholl, wenn he up sinen schimmel üm Alkenkrog herümme ridde un dremal röpde: »Alke kumm, gehst du mit?« De wedde neimp de bure an. He sadelte sinen schimmel, reid hen na de kulen, un wielen he üm desülven to reid, röp he dremal: »Alke kumm, gehst du mit?« Dau antworde de Alke unnern uten grunde:


»Den enen schoh will ick antücken,
den ännern anrücken,
dann will ick di düwel wal halen.«

Ese de buer tom drüdden male ropen hadde, bullerde dat water in den kolke. Darup geif he sinen schimmel fluks de spuren, dat he nitske to drawen anfönk; mer Alke achter üm hier in der gestald van en fürigen, grüwelken draken (oder ese ännere seggen van en gloinigen rade). Se susede es en blitz un wull üm mid den scharpen klaen packen: Dat pied averst settede över tun un graven, un jüst ese Alke den ridder griepen woll, över de niendören in dat burenhus, war de drinkers to haupe seiten; dar mosde Alke torügge bliewen, wiel [34] iehr över dat hus niene macht to stönd; darümme röp se mit grusiger stemme: »Dat was di düwel raën!« De bure hadde nu wall sine wedde wunnen, mer sinen schimmel auk verluren. Denn ese düsse över de dören sprünk, störtede he daut up de diäle. De bure averst versiäckerde, wielen üm de schweit an sinen haaren dahl löp, dat he in sinen liewen sau 'ne wedde nig wier maken wull.


Vgl. Norddeutsche Sagen, Nr. 357, und Anm. zu Nr. 152; Vaterländisches Archiv des Historischen Vereins für Niedersachsen, 1842, S. 115. Daß Alke zur Frau geworden ist, rührt unzweifelhaft davon her, daß der Name auch Frauenname ist. Das glühende Rad (vgl. über dasselbe Anm. zu Nr. 56) und der Wiesebaum sowie die Verfolgung des Spötters stellen die Sage wol deutlich zu denen vom Grinkenschmied und vom Hüggelschmied. Demnach hätten wir in dem Wirth Alke ein den Zwergen angehöriges Wesen zu sehen, wie dies auch schon der Name wahrscheinlich macht; vgl. Norddeutsche Sagen, Anm. zu Nr. 152 und oben zu Nr. 7. Nun steht die Sage aber auch in deutlichem Zusammenhang mit der Sage vom wilden Jäger, das bezeugen die dem spukenden Wirth und dem Hunde zugerufenen übereinstimmenden Worte »Alke wilstu mit?« deutlich; daher erklärt sich denn auch wol einigermaßen der Zorn des Wirthes, der in dem frevelhaften Zuruf die Verhöhnung des Gottes, von dem er zuerst ausging, sieht. Sonach bleibt kaum ein Zweifel über die innige Verwandtschaft zwischen dem Wirth Alke und dem Hunde des Hackelberg und darüber, daß dieser Hund den Zwergen angehört; daraus erklärt sich denn auch, daß er gerade wie das Zwergenkind, der Wechselbalg, verscheucht wird; vgl. oben Nr. 7. Daß die Hunde bei den Zwergen eine Rolle spielen, ergibt sich auch aus den Sagen von den Zwergen im Hüggel, Nr. 51-65; schon Kircher berichtet (Wolf, Deutsche Sagen, Nr. 73), daß das Wild in die Höhlen derselben flüchte, und setzten ihm die Hunde nach, dann kämen sie nicht wieder zum Vorschein. Damit stimmt der unten, Nr. 58, gegebene Bericht; noch wichtiger aber ist, daß die Wöchnerin, welche vor ihrem Kirchgang ausgeht, in die Hüggelhöhle hinabgeholt wird und dort Rüden säugen muß, worin sich derselbe Gedanke wie in der Unterschiebung des Wechselbalgs [35] ausspricht, und die Hunde deut lich als den Wechselbälgen, d.i. den Zwergen, gleich erscheinen. Vgl. über die Hunde und Wölfe in der Unterwelt zu Nr. 51. Weilen aber die Hunde des Hackelberg in der Unterwelt, so gehört er selbst wol unzweifelhaft, wie dies die von Panzer gesammelten Sagen auch ausdrücklich bezeugen, ebendahin (vgl. zu Gebräuche, Nr. 12). Hackelberg-Wuotan steigt im Herbst in das Schattenreich hinab, um im Frühling zur Erde zurückzukehren und ihr den Sommer wiederzubringen, was eine hier nicht auszuführende Parallele mit Apollo und Indra noch näher ergibt. Sein Hund ist einer jener Sârameyas, die als Boten des Jama zu den Menschen gehen, der Götterbote Hermes, der auch im Namen dem Sârameya (᾽Ερμειας) gleich ist, der gleichfalls als Zwerg erscheint. So gewinnt denn auch der in den Teufels- und Unterweltssagen so häufig erscheinende Hund seine Bedeutung; über den Welthund vgl. zu Nr. 148 d. Es erklärt sich dann ferner der Zusammenhang zwischen den in der Anm. zu Nr. 363 besprochenen Sagen von dem im See gefangenen einäugigen Fisch und dem gleichfalls einäugigen oder anderweitig verstümmelten Thier der wilden Jagd. – Ueber die Möglichkeit, daß unser Wirth Alke einer der taciteischen Alci sei, s. oben zu Nr. 7. – Daß Odin einst im Berge gewohnt habe, d.h. in die Unterwelt hinabgestiegen sei, vermuthet auch Simrock, Mythologie, S. 367; weiteres darüber zu Gebräuche, Nr. 12.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. De Alkenkraug. 33a. [In uraulen tien, ese dat därp Alfhusen nag kinen namen hadde, leigen]. 33a. [In uraulen tien, ese dat därp Alfhusen nag kinen namen hadde, leigen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CF19-4