47. Die großen Steine bei Groß-Ballerstedt.
Mündlich.
Entzelt Chronik der Altmark S. 100.
Beckmann Beschr. d.M. Br. Th. I. S. 350.
Zwischen den Dörfern Groß-Ballerstedt und Grävenitz, südwestlich von Osterburg, liegen zwei gewaltige, sogenannte Hünenbetten, die aus großen Steinblöcken bestehen, die in einem Viereck gesetzt sind, in der Mitte aber liegen die größesten derselben, und zwar in dem wenige Minuten von Grävenitz in den Fichten gelegenen sechs solcher, die auf untergelegten kleineren ruhen. Um diese her sind sechzig bis siebzig in beschriebener Gestalt aufrecht aufgestellt. Diese Steine, sagt man, haben die Riesen vor alten Zeiten mit Schleudern (Slapslingers) von Schorstedt nach Grävenitz geworfen; andere erzählen, daß dort der Riesenkönig begraben liege, weshalb die Stelle auch noch »upt Graft« heißt.
Das zweite dieser Gräber liegt auf dem halben Wege zwischen Grävenitz und Groß-Ballerstedt auf einer Anhöhe mitten im Felde; ein drittes lag noch vor wenigen Jahren dicht bei Ballerstedt, ist aber jetzt zerstört, indem man die Steine zum Bau von Häusern verwandt hat. Unter diesen Steinen sollen die in der Schlacht zwischen den Markgrafen Albert und Huder[46] erschlagenen Wenden begraben liegen. Nachdem nämlich dem letzteren die Altmark von Kaiser Heinrich genommen und dem Markgrafen Albert verliehen war, erhob sich zwischen beiden ein blutiger Krieg, in welchem Huder dreimal geschlagen wurde, zuerst südlich von Stendal bei Darnstedt, wo noch ein Steinblock mit der Spur eines Pferdehufs gezeigt wird, von dem man Aehnliches, wie von dem Steine bei Salzwedel, erzählt, dann bei Ballerstedt, und endlich bei Osterburg an dem Wasser, die Klia genannt, wo die Schlacht so blutig war, daß die Aecker noch vor dreihundert Jahren geröthet waren, und der Name der Klia in den der rothen Furt umgewandelt wurde.
Die Bauern erzählen noch von allerhand Gespenstern und seltsamem Geschrei, so man hier sowohl bei Tage als bei Nacht siehet und höret, und früher wagte auch niemand, irgend einen der Steine zu verrücken oder von der Stelle zu nehmen. Ein Müller aus der Nähe unterfing sich einmal, einen derselben fortzunehmen, spaltete ihn und fertigte einen Mühlstein daraus, aber er hat kein Getreide damit mahlen können, sondern es ist wie zerquetscht darunter liegen geblieben.