161. Der Mägdesprung.

Mündlich.


Dicht bei Grizena, einem Vorwerke unweit Calbe, liegt ein steiler Berg an der Saale, der heißt der Mägdesprung, und zwar soll er seinen Namen so bekommen haben: Im dreißigjährigen Kriege, damals als Magdeburg zerstört wurde, ist ein Mädchen, das von Feinden verfolgt wurde, auf diesen Berg gekommen und da sie keine weitere Rettung sah, ist sie vom Felsen hinabgesprungen, dann durch die Saale geschwommen, und hat sich so glücklich gerettet. Die Stelle aber, wo sie hinabgesprungen, ist noch heute sichtbar, denn es wächst dort kein Gras und auch am andern Ufer, wo ein Weidicht ist (Sool nennt man es dort), läßt sich die Spur des Weges verfolgen, den sie genommen, denn die Weiden, die man dort angepflanzt, sind stets sehr bald wieder [137] verkommen, und so ist ihr Weg wüst geblieben bis diesen Tag. Weil sie aber so durch Gottes Gnade ihren Verfolgern entkommen ist, hat sie den Ort, wohin sie gelangte, »Gottesgnaden« genannt, und so heißt denn das dicht bei Calbe am andern Ufer der Saale belegene Dorf noch heute.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. A. Sagen. 161. Der Mägdesprung. 161. Der Mägdesprung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D25E-2