153b. Die Stunenburg und der Frauenstuhl.
Mitgetheilt von Woeste.
Von Steinen erzählt: »Die Stunenburg in der Grüne (zwischen Iserlohn und Hagen) soll nach Aussage der Alten im dreißigjährigen Kriege von der Stadt Soest zerstört worden sein, weil der Besitzer jenes Schloßes in der Soester Börde allerlei Räubereien ausgeübt hätte.« Die Sage weiß noch Folgendes: Auf der Stunenburg wohnte vor alters ein Ritter, der sein Pferd mit verkehrten Hufeisen beschlagen ließ und nach dem Hellwege ausritt, um zu rauben. Seine Gemahlin that diesem Treiben allen möglichen Vorschub. Auf einer Höhe zwischen Iserlohn und der Grüne, dem Frauenstuhle, pflegte sie sich während solcher Unternehmungen [149] aufzuhalten, um den Ritter durch ein Feuerzeichen zu benachrichtigen, wenn ihm oder der Burg Gefahr drohte. Ungeachtet dieser Vorsichtsmaßregeln wurde der Räuber zuletzt ausgekundschaftet, seine Burg belagert und zerstört. Vor der Einnahme vergrub der Ritter eine Wiege von lauterm Golde, die er besaß, in den Tiefen des Bergs. – Von Steinen berichtet: »Eine Frau von Stunenburg ließ sich, wenn sie nach der Stadt ging, einen Stuhl zum Ausruhen auf die Stelle tragen, welche noch jetzt der Frauenstuhl heißt.«
Vgl. Grimm, Mythologie, S. 403, »der welle fra gestoil«; Simrock, Mythologie, S. 417 fg. Ueber die goldenen Wiegen s.u. Nr. 339. Wie hier erscheinen sie mehrmals an der Stelle untergegangener Burgen und Schlößer; Müllenhoff, Schleswig-holsteinische Sagen, Nr. 470; Woeste in Wolf, Zeitschrift, II, 89; Schambach, ebendaselbst, S. 409. Auf einem Felsen an der Staufenburg stand die Tochter des Burgherrn, nach dem Geliebten ausschauend so lange, daß der Fuß sich dem Steine eindrückte; Sommer, Sagen, Nr. 13. Von dem Krötenstuhl schaut eine verwünschte Jungfrau nach ihrem Erlöser aus; Stöber, Elsäßische Sagen, Nr. 277; auf der Burg Poppelow pflegte die Schwester der von Manteufel zu sitzen, um Feinde zu erspähen und die Brüder vor Ueberfall zu warnen; Temme, Pommersche Sagen, Nr. 58.