11.
Der Wirth in Woltringhausen erzählte:
Im alten Steierberg bei Steierberg wohnen weiße[9] Frauen, witte junfern, die lassen sich oft sehen und bewachen einen Schatz, der im Berge liegt.
Ein Mann aus Stolzenau kam einmal abends vorübergeritten, da trat eine der weißen Frauen an ihn heran und lud ihn ein, er solle mit in den Berg kommen und sie erlösen, denn er sei gerade der rechte, und Schaden würde er keinen davon haben. Der Mann sagte aber, erst wolle er seine Frau fragen und ist schnell nach Stolzenau zurückgeritten, aber er ist mit der Antwort zurückgekommen, seine Frau wolle es nicht leiden. Da ist die weiße Frau mit Wehklagen wieder in den Berg gegangen und hat gesagt, nun müße sie noch hundert Jahre sitzen, bis wieder einer komme, der sie erlösen könne.
Vgl. Schambach u. Müller, Nr. 108, 2; Wolf, Heßische Sagen, Nr. 39 und 40. Darüber, daß der Mann erst seine Frau fragen will, gibt Norddeutsche Sagen, Nr. 47, und Pröhle, Unterharzsagen, Nr. 188, Aufschluß; danach erscheint die Verbindung in Liebe zuweilen als nothwendig für die Erlösung; vgl. auch ebendaselbst, Nr. 361, wo die Jungfrau sich zu einem Köhler auf die Bank legt; die Jungfrau im Schlosse Homburg verheißt alle ihre Reichthümer, wenn der Schatzgräber eine Nacht bei ihr bleibt S. Rochholz I, Nr. 181 d.