199. Kutsche mit Schimmeln.
Von demselben.
Zwischen Berleburg und Homrighausen soll eine Kutsche mit zwei Schimmeln fahren; von der Lause auf der großen Gemeinde hat man sie oft gesehen.
Vgl. Norddeutsche Sagen, Nr. 199 mit der Anm.; ferner oben Nr. 156 b, c, unten Nr. 222, 223, 347, 377. Noch andere Gespensterkutschen bei Schambach u. Müller, Nr. 229 mit der Anm.; Stöber, Elsäßische Sagen, Nr. 90, 101, 119, 203, 206; Pröhle, Oberharzsagen, S. 251 zu Nr. 9; Baader, Nr. 89, 208, 227, 317, 335; Temme, Pommersche Sagen, Nr. 241, 277, 279; Derselbe, Preußische Sagen, Nr. 239; Pröhle, Unterharzsagen, Nr. 110, 111, 239, 340; Wolf, Heßische Sagen, Nr. 28, 33, 34; Derselbe, Zeitschrift, I, 32; Rochholz, I, Nr. 96, 97, 98, 106, 107, 108, 114, 120, 122. Zahlreiche Berührungen mit der wilden Jagd und ihren Führern zeigen, daß diese Kutschen nur eine andere Form desselben Gedankens sind, nämlich des daherfahrenden Wettersturms und der mit ihm fahrenden Geister, daher sie auch schlechtes Wetter oder Tod verkünden; Rochholz I, 217. Wie die wilde Jagd zieht auch dieser Wagen häufig mit Musik, wie man der wilden Jagd nicht aus dem Fenster nachsehen oder rufen darf, weil man sonst den Kopf nicht zurückziehen kann, auf dem Hörner wachsen (Panzer, Beiträge, I, 133), so wird auch dem, welcher dem Wagen nachsieht, der Kopf so dick, daß er ihn nicht zurückziehen kann (Baader, Nr. 335), oder dem, welcher dem schweren Wagen nachsieht, wachsen Hörner (Schröer, Beitrag, [183] S. 9, 4). In andern Sagen fährt das wilde Heer oder sein Führer, ausdrücklich genannt, in einer Kutsche oder in einem Zuge solcher; so fährt das Muatesheer in einer Kutsche mit vier Schimmeln (Meier, Schwäbische Sagen, Nr. 142, 145, 1., 152, 163); so das Guenisheer (Rochholz, Nr. 84); so der wilde Jäger (Seifart, Nr. 3), der Rodensteiner (Wolf, Heßische Sagen, Nr. 29, 30). Junker Marten jagt bald mit seinen Hunden, bald fährt er in einer von Rappen gezogenen Kutsche; Baader, Nr. 242. Auch der Herr von Merode war ein wilder Jäger und muß in glühender Kutsche fahren; Wolf, N.S., Nr. 240. Ebenso fährt Frau Holle, die mit dem wüthenden Heere zieht, mit dem Teufel in einer Kutsche; Pröhle, Oberharzsagen, S. 156; das Rockertweibchen erscheint entweder zu Fuß, jagend und die Hunde hetzend, oder es fährt in vierspänniger Kutsche; Baader, Nr. 158. Woenswagen und Hellewagen sind Namen des Bärengestirns, und letzterer Name bezeichnet auch die gespenstige Erscheinung, die mit Musik durch die Luft fährt; Wodana, S. III; mit Musik fährt auch das Todtenvolk unter Anführung des Teufels durch die Luft; Meier, Schwäbische Sagen, Nr. 159; wie oft ein Hund der wilden Jagd, so stürzt auch von dem Spukwagen ein solcher herab; Wodana, S. 150. Ein eigenthümliches Gefährt ist das des wilden Gjaids, eine Art Schlitten, fast wie ein Schiff gestaltet, in welchem ebenfalls die Geister der Jüngstverstorbenen daherfahren und den wilden Frauen nachjagen; Wolf, Zeitschrift, II, 32; das Schiff ist hier das alte Bild der Wolke. Weitere Nachweise über den Wagen sehe man nach bei Rochholz, I, 215. Daß die Vorstellung des Hellwagens auch in England bekannt gewesen sein müsse, zeigt der Name eines Geistes Hellwaine in Thomas Middleton's Witch, vgl. Shakspeare, Macbeth, herausg. von Delius, S. XIII.