190. Die weiße Frau zu Chorin.

Mündlich.


In den Ruinen des Klosters Chorin läßt sich öfters, besonders des Nachts, eine weiße Frau sehn, die nennt man auch wohl, da sie immer ein großes Bund Schlüssel trägt, die Uutgebersche (Ausgeberin); einige sagen jedoch, sie sei jetzt verschwunden, und zwar sei das so gekommen:

Ein Mann, der in der Brauerei des im ehemaligen Kloster gelegenen Amts während der Nacht auf dem Darrboden wachte, sah die weiße Frau dort plötzlich hereintreten, und erschrak nicht wenig. Andern Morgens erzählte er nun den übrigen Knechten, was ihm begegnet, und da fragte ihn einer, ob er ihr denn nach den Füßen gesehen hätte. Jener verneinte es, darauf sagte dieser: »Nun dann wollen wir heut Nacht doch einmal hingegen und nachsehen!« Sie setzten sich darauf um Mitternacht auf dem Darrboden hin und wachten, und [205] das dauerte auch nicht lange, da kam die weiße Frau langsam hereingeschritten. Jetzt sahen ihr alle sogleich nach den Füßen und bemerkten bei dem Scheine der Lampe, daß sie gelbe Pantoffeln anhabe (nach andern sollen es grüne gewesen sein). Da rief jener, der zuerst darauf aufmerksam gemacht hatte, lachend: »Hahaha! die hat ja gelbe Pantoffeln an!« und kaum hatte ers gerufen, so floh sie eiligst davon und ist nie wieder zum Vorschein gekommen.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Märkische Sagen und Märchen. Sagen der Ukermark. 190. Die weiße Frau zu Chorin. 190. Die weiße Frau zu Chorin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D52A-2