[89] Der kleine Fisch und der Fischer

Das Fischlein wächst von Mond zu Mond.
Doch wenn man wartend es verschont,
So scheint mir das durchaus verkehrt;
Denn wird man's jemals wiederfangen?
Ein Karpfen war ins Netz gegangen,
Noch klein und ohne jeden Wert.
Der Fischer sagte: »Immerhin
Ist mir ein Anfang doch beschert
Zu einem Mahl; auch Kleines zählt.«
Das Kärpfchen flehte angstgequält:
»Was hast du, Mensch, mit mir im Sinn?
Ich fülle halb dir kaum den Mund.
Wart ab, bis ich erwachsen bin,
Dann zahlt ein Reicher gut für jedes Pfund.
Hast du von meiner Größe hundert nicht,
So ist es nur ein mageres Gericht,
Und das noch schlecht.« – »Noch schlecht?« entgegnete der Mann.
»Ein Fischlein schlecht, das so vortrefflich predigen kann?
Zur Pfanne, Freund! Auf meinem Herd
Sollst braten du und dann mich laben.
Ein ›Haben‹ ist von größerm Wert
Als zwei ›Ich werde nächstens haben‹.«

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TextGrid Repository (2012). La Fontaine, Jean de. Versfabeln. Fabeln. Der kleine Fisch und der Fischer. Der kleine Fisch und der Fischer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D9BA-D