[202] [206]10. Clorinda erfreut sich deren so viel ausgestandenen Beschwärnussen und Widerwärtigkeiten/ weilen ihr Gott dieselbige mit Himmlischen Trost so reichlich ersetzet
Secundùm multitudinem dolorum meorum in corde meo consolationes tuæ lætificaverunt animam meam,
Psal. 93. v. 19.
Nach Viele deren Schmertzen meines Hertzens haben deine Tröstungen meine Seel erfreuet.
1.
Es ist des Himmels Schluß
Den Faulen zum Verdruß/
Daß niemand werd' belohnt/
Der treulich nicht gefrohnt;
Vor ausgeraufftem Dorn
Wachßt weder Wein/ noch Korn;
Ein ungebautes Land
Bringt wenig Frucht der weich- und zarten Hand.
2.
3.
4.
Zum Ehren-Tempel doch
War' weder Thür/ noch Loch/
So/ daß man gehn hinein
Nicht könnte/ dann allein
Nur durch der Arbeits-Thür/
Die offen für und für:
Der faulen Burst zur Lehr/
Daß ohne Mühe zu hoffen sey kein Ehr.
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12.
Nach ungeheurer Nacht
Die Morgenröht erwacht/
Erfreut die gantze Welt/
Die von der Nacht gequält/
Vertreibt des Hertzens Traur;
Nach Donner/ Blitz und Schaur
Laßt sehen sich alsdann
Der Regenbogen/ trostreich jedermann.
13.
Dem Winter folgt der Lentz/
Setzt auff die Freuden-Kräntz'/
Sein bunt-geblümmtes Kleid
Vertreibt das Winter-Läid;
Nach Unfall kommt das Glück/
Treibt das Unheil zurück/
Und trücknet ab den Schweiß/
Dem es gemacht zuvor sehr bang und heiß.
14.
Nach Wäinen folgt der Trost/
Der alle Qual hinstoßt:
Nach Krieges Wütterey
Macht sich der Fried herbey:
Nach ungestühmen Meer
[210]Legt sich der Wellen-Heer:
Nach vielem Ungemach
Quällt endlich auch hervor der Nectar-Bach.
15.
Ich fühl auff Erden schon
Der Arbeit grossen Lohn/
Dann alles wird mir leicht/
Was ich zuvor gescheucht/
Mir wird in meiner Hand
Schon ring/ was ich befand'
Vorhero schwär zu seyn;
Die Liebe Gottes wirfft den Zucker drein.
16.
17.
18.
19.
O wann ihr Menschen wißt/
Wie süß das Leben ist/
Wo das Gewissen frey
Der Sünden-Tyranney/
Und/ flüchtig von der Welt/
Allein an Gott sich hält/
Ihr wurdet heute noch
Ablegen das schmertzhaffte Sünden-Joch.
20.
Vor grosser Freud kan ich
Schier selbst nicht fassen mich/
Daß Gott mich aus dem Kaht
Der Sünd gerissen hat:
Ihm sey Danck/ Lob und Ehr/
Der mich geliebt so sehr/
Daß er durch allerhand
Beschwärnuß mich gebracht zu solchē Stand.
Fußnoten
1 Gelobte Land.
2 Templum honoris & laboris.
3 Der Hesperische Garten, Poët.
4 Umh kleine Trübsal ewige Glory. 2. Cort. 4. v. 18.
5 Deren Feinden des Creutzes Christi Ende ist der Undergang. Philipp. 3. v. 18.
6 Non coronnabitur, nisi legitimè etc. 2. Tim. 2. v. 5.
7 Dulcia non meruit, qui etc.
8 Venite ad me omnes. Matth. II. v. 28.
9 Luc. 16. v. 19.
10 Sauff-Gott. Poët.
11 S.P. Franciscus post regulam ad Fratres.
12 Cant. 2. v. 4.
13 Secura mens quasi juge convivium, Prov. 15. v. 15.
14 Terrebit eos sonitus solii volantis. Lev. 26. v. 36.