Wandel der Sehnsucht

Wie doch dünkte mir die Fahrt so lang,
O wie sehnt ich mich zurück so bang
Aus der weiten, fremden Meereswüste
Nach der lieben, fernen Heimatküste.
Endlich winkte das ersehnte Land,
Jubelnd sprang ich an den teuern Strand,
Und als wiedergrüne Jugendträume
Grüßten mich die heimatlichen Bäume.
Hold, und süßverwandt, wie nie zuvor,
Klang das Lied der Vögel an mein Ohr;
Gerne, nach so schmerzlichem Vermissen,
Hätt ich jeden Stein ans Herz gerissen.
Doch, da fand ich dich, und – todesschwank
Jede Freude dir zu Füßen sank,
[23]
Und mir ist im Herzen nur geblieben
Grenzenloses, hoffnungsloses Lieben.
O wie sehn ich mich so bang hinaus
Wieder in das dumpfe Flutgebraus!
Möchte immer auf den wilden Meeren
Einsam nur mit deinem Bild verkehren!

Notes
Entstanden 1833/34. Erstdruck 1834.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Lenau, Nikolaus. Wandel der Sehnsucht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-DDCB-5