Sommerfäden

Mädchen, sieh, am Wiesenhange,
Wo wir oft gewandelt sind,
Sommerfäden, leichte, lange,
Gaukeln hin im Abendwind.
Deine Worte, laut und munter,
Flattern in die kühle Luft;
Keines mehr, wie sonst, hinunter
In des Herzens Tiefe ruft.
Winter spinnet los und leise
An der Fäden leichtem Flug,
Webt daran aus Schnee und Eise
Bald den Leichenüberzug.
Künden mir die Sommerfäden,
Daß der Sommer welk und alt,
Merk ich es an deinen Reden,
Mädchen, daß dein Herz wird kalt!

Notes
Entstanden vermutlich 1833. Erstdruck 1834.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Lenau, Nikolaus. Sommerfäden. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-DF95-D