3.

Schatten, du mein Sohn,
Hast dich nicht verändert,
Warst vor Jahren schon
Eben so gerändert.
Was auf Stirn und Wang
Zeit mir eingehauen:
Jugenduntergang
Lassest du nicht schauen.
Einen Berg ich sah
Spät im Herbste ragen,
Umriß war noch da
Wie zu Frühlings Tagen.
Nicht mit seinem Grat
Gibt der Berg zu wissen:
›Meine Wälder hat
Mir der Sturm zerrissen.
[342]
Meine Herde schied
Mit den Glockenklängen,
Still das Alpenlied
Auf den Wiesenhängen.‹
Hohen Angesichts
Blickt der Berg ins Ferne,
Nahm der Herbst doch nichts
Seinem Felsenkerne.
Froh ins ferne Land
Will wie er ich blicken;
Und mein fester Stand
Trotze den Geschicken.
Süßes Traubenblut
Fließt auf meiner Schanze;
Rebe, teures Gut!
Seelenvolle Pflanze!
Soll für Recht und Licht
Andres Blut einst fließen,
Minder freudig nicht
Will ich meins vergießen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lenau, Nikolaus. Gedichte. Gedichte. Viertes Buch. Vermischte Gedichte. Der einsame Trinker. 3. [Schatten, du mein Sohn]. 3. [Schatten, du mein Sohn]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-E034-F