Der Jäger

Es zwittert schon im Tale
Grau zwischen Tag und Nacht,
Doch sucht mein Dachs noch immer,
Umspürend, flink und sacht.
Der Hund will mir was liefern
Noch heute vors Gewehr,
Der kleine Todeskuppler
Sucht überall umher.
Umsonst! ist nichts zu finden,
Mein Waldmann, als Verdruß;
Wir bringen nichts nach Hause,
Als noch im Rohr den Schuß.
Will nicht die Flint ausschießen
Mißmutig in die Luft,
Weil ich nicht mag verscheuchen
Das Wild in ferner Schluft.
Auf morgen will ich sparen
Den Schuß, mein guter Hund,
Bis wir herausgekommen
Vielleicht zur bessern Stund.
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Das ist ein schlechter Jäger,
Der sich das Wild verstört,
Der ohne Ziel und Beute
Sich gerne knallen hört.
Und schieß ich morgen nimmer,
Weil krank ich oder tot,
So wird ein andrer schießen,
Dems Weidmannsheil sich bot.

Notes
Entstanden vermutlich 1835. Erstdruck 1838.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Lenau, Nikolaus. Der Jäger. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-E121-2