Reiterlied
Wir streifen durchs Leben im schnellen Zug,
Ohne Rast wie die stürmische Welle;
Wir haschen die Frucht im Vorüberflug
Und schlummern nicht ein an der Quelle;
Wir pflücken die Rose, wir saugen den Duft
Und streuen sie dann in die flatternde Luft.
Der Friedliche sitzet und lauert bang,
Bis das Glück ihm poch an die Türe.
Noch späht er beim Sterbeglöckleinklang,
Ob das Glück an der Klinke nicht rühre;
Wohl rührt sich die Klink, und es tritt herein,
Erschrick nicht, du Armer, – es ist Freund Hein!
Der Reiter verfolgt das entlaufende Glück,
Er faßts an den fliegenden Locken
Und zwingt es zu sich auf den Sattel zurück
Und umschlingt es mit wildem Frohlocken:
»Mußt reiten mit mir durch Nacht und Graus,
Durch Strom und Geklüft zum blutigen Strauß!«
Wir sprengen hinein in die laute Schlacht,
Es tanzen die wiehernden Rosse
Dahin, wo der Donner am stärksten kracht,
Weit voran dem trippelnden Trosse:
Dem Reiter kredenzt auf sein stürmisch Gebot
Den ersten, den feurigsten Trunk der Tod!