[328] Der schwarze See
Die Tannenberge rings den tiefen See umklammen
Und schütten in den See die Schatten schwarz zusammen.
Der Himmel ist bedeckt mit dunklen Wetterlasten,
Doch ruhig starrt das Rohr, und alle Lüfte rasten.
Sehr ernst ist hier die Welt und stumm in sich versunken,
Als wär ihr letzter Laut im finstern See ertrunken.
Als wie ein Scheidegruß erscheint mir diese Stille,
Ein stummes Lebewohl, ein düstrer letzter Wille.
Sehr ernst ist hier die Welt und mahnt, das Erdenweh,
Des Herzens letzten Wunsch zu werfen in den See.
O Hoffnungen, hinab! zerrißne Traumgeflechte!
O Liebe, süßer Schmerz der schlummerlosen Nächte!
Ihr habt mein Herz getäuscht; nicht heilen wird die Wunde,
Doch hab ich noch die Kraft, zu stoßen euch zum Grunde. –
Der Wind wacht auf, ich seh ihn durchs Gewässer streichen;
Will denn sein Hauch das Herz mir noch einmal erweichen?
Das Schilf am Ufer bebt und flüstert mir so bange,
Im Winde bebt der Wald am steilen Uferhange.
Ich höre kommen dich, Natur! dein Mantel rauscht,
Wie der Geliebten Kleid, wenn ich nach ihr gelauscht;
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Willst du denn noch einmal an meinen Hals dich hängen?
Ins Elend locken mich mit schmeichelnden Gesängen?
Es schwillt der Wind zum Sturm, es zucken Blitze wild,
Den schwarzen See durchglüht ihr schnell verzitternd Bild;
Sie leuchten durch den See, wie aus beglückten Tagen
Durch mein verfinstert Herz Erinnerungen jagen.
Sie rufen mir: O Tor! was hat dein Wahn beschlossen!
Die Hoffnung kannst und sollst du in das Grab hier stoßen;
Doch willst in diesem See die Liebe du ertränken,
So mußt du selber dich in seine Fluten senken!