[153] 48.
Lied eines schiffbrüchigen Europäers,

auf einer wüsten Insel, von der man von Zeit zu Zeit Rauch aufsteigen sehen, aber wegen einer heftigen Brandung nicht zu Hülfe kommen konnte. Diese Insel schien Capitain Wallis als er vorbey segelte, ein völlig unwirthbarer Felsen.


Wenn ichs noch bedenke –
Auf der langen Seereis' – überall –
Wo die Luft so feucht war, gab sie Wein,
Auf Madera, an dem frohen Cap –
Wo sie scharf war, wuchsen Cokusnüsse –
Wo es kalt war, flözte sie uns Holz zu.
Riesen sahen wir, wie David,
Und bezwungen sie mit kleinen Steinchen;
Wilde Teufel sahen wir, sie sangen
Uns die kauderwelschen Friedenslieder
Daß wir ihrer Gutheit lachten –
Ach! wohlthätige Natur!
Ost- und Westwärts – Ueberall!
Sieh! dieß lezte Scheitchen Holz
Leg ich auf – Sein Rauch verschwindet
In die Luft – und Niemand meldet sich – –
Allbedenkende Natur!
Hast du mich vergessen?

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TextGrid Repository (2012). Lenz, Jakob Michael Reinhold. Gedichte. Gedichte. 48. Lied eines schiffbrüchigen Europäers. 48. Lied eines schiffbrüchigen Europäers. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-E2B3-1