[126] 39.
(In Emmendingen.)

Ich suche sie umsonst, die heilige Stelle,
Häng hier umsonst am Sturz des Berges hinüber,
Schau über Bäumen zur Wiese hinab,
Finde sie nicht.
Hier wars, hier wars, wo die Bäume sich küssen,
Sich still und heilig auf ewig umarmen,
Hier wars, wo die unermüdete Quelle
Sanft nach ihr weint – nimm meine Tränen mit!
Hier wars, hier, wo der grausame Himmel
Hinter dem freundlichern Laube verschwindt
Und mein schont. Empfange mich, Erde,
Daß du mein Grab wärst – ich soll euch verlassen,
Sie verlassen, von ihr vergessen,
Wie ein vorüber gewehter Windhauch!
Ach, ich beschwör' euch, ihr schöner zu grünen,
Wenn der Frühling sie wieder hieher lockt,
Wenn sie unter Gelächter und Freunden
Und ihrer Kinder Jubelgetümmel
Zu euch kehret, euch blühender macht.
Unglückliche, ihr kömmt nicht zu ihr,
Euer Wehen, eure Seufzer,
Eure Klagen hört sie nicht.
Aber sie wird, wenn sie euch vorbeygeht,
Süßern Schauer empfinden, sie wird euch
Mit ihren Blicken segnen, ihr werdet
Glücklicher seyn, als ich.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lenz, Jakob Michael Reinhold. Gedichte. Gedichte. 39. In Emmendingen. 39. In Emmendingen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-E329-4