A.
Ein schlechtgenährter Kandidat
Der oftmals einen Fehltritt that
Und den verbotnen Liebestrieb
In lauter Predigten verschrieb,
Kehrte einst bey einem Pfarrer ein
Den Sonntag sein Gehülf zu seyn.
Der hat ein Kind, zwar still und bleich,
Von Kummer krank, doch Engeln gleich. –
Sie hielt im halberloschnen Blick
Noch Flamen ohne Maaß zurück;
All itzt in Andacht eingehüllt.
Schön wie ein marmorn Heil'genbild. –
War nicht umsonst so still und schwach,
Verlaßne Liebe trug sie nach,
In ihrer kleinen Kammer hoch
Sie stets an der Erinnerung sog;
An ihrem Brodschrank an der Wand
Er immer immer vor ihr stand,
Und wenn ein Schlaf sie übernam,
Im Traum er immer wieder kam.
Für ihn sie noch das Härlein stutzt,
Sich wenn sie ganz allein ist putzt,
All ihre Schürzen anprobirt
Und ihre schönen Lätzchen schnürt,
[149]Und vor dem Spiegel nur allein
Verlangt, er soll ihr Schmeichler seyn.
Kam aber etwas fremds in's Haus,
That sie sich schlecht und häuslich aus.
Denn immer immer immer doch
Schwebt ihr das Bild an Wänden noch
Von einem Menschen, welcher kam
Und ihr als Kind das Herze nam.
Fast ausgelöscht ist sein Gesicht,
Doch seiner Worte Kraft noch nicht
Und jener Stunden Seligkeit
Und jener Träume Wirklichkeit
Die angeboren jedermann
Kein Mensch sich wirklich machen kann.
Ach Männer Männer seyd nicht stolz
Als wärt nur ihr das grüne Holz.
Der Weiber Güt' und Duldsamkeit
Ist grenzenlos wie Ewigkeit.