[19] Phaeton ist gefallen

Schlacht bei Kollin.


Die Schlacht ist verloren, die Schlacht ist aus,
Der König taumelt ins nächstbeste Haus,
Die letzten Schüsse verschallen.
Und wie er todmüde sinkt aufs Stroh,
Wer äfft ihn? Ein Spottbrief schadenfroh:
»Phaeton ist gefallen.«
Bosheit selbst hier, und Scheelsucht und Neid?
Bleiben die drei in Ewigkeit
Der Menschheit hündischer Bettel?
Der König las es und lächelte, schlief,
Schlief ein paar Stunden gut und tief,
Und erwacht und sieht wieder den Zettel.
Er stutzt, er besinnt sich. Wer hat sich erkeckt?
Wer höhnt ihn? Wer glaubt ihn zu Boden gestreckt?
Sein Auge wird hell und heiter.
»Die Herren Generals!« Er nimmt den Wisch
Und legt ihn ruhig auf den Tisch:
»Wir bataillieren weiter!«
Ja, wer verstand je das Genie;
Es wandert allein, es begreift sich nie,
[20]
Und niemand wirds fassen lernen.
Fridericus Rex, deine Sonne loht,
Du einsamer Mensch in Leben und Tod,
Unter den ewigen Sternen.

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TextGrid Repository (2012). Liliencron, Detlev von. Gedichte. Gute Nacht. Phaeton ist gefallen. Phaeton ist gefallen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EE7F-A