Geistersehen

Zu lautes Klagen um die Toten
Verstöre, sagt man, ihre Ruh.
Sie schweben dann wie Friedensboten
Dem Lager der Verlassnen zu;
Und unsrer Tränen überdrüssig
Erscheinen sie zwar bleich und kalt,
Doch strahlend und wie Nebel flüssig,
In ätherhafter Lichtgestalt.
Ach, wär' es so, und lebt' ein Leben,
Das aus Verwesung sich entreißt,
Nein, keine Fiber sollte beben,
Trät' in der Nacht zu mir dein Geist!
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Wenn mich die milden Augen grüßten,
In denen sich ein Jenseits malt,
Mir wär' es, wie ein Tau den Wüsten,
Wie Licht, das einem Kerker strahlt!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 4. Vermischte Gedichte. Geistersehen. Geistersehen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EF72-9