16. Mumie

Zum Leichnam sprach der Priester: Schlafend Leben!
Wir hüllen dich in Bissus ein und Düfte,
Und mit dir wird hinunter in die Grüfte
Die Larve und das Saatenkorn gegeben.
Zum Zeichen, wie die Saat sich wird erheben
Und wie der Käfer einst sich schwingt in Lüfte,
So wird der Geist auch durch die Grabesklüfte
Zum Licht empor in neue Körper schweben.
[128]
Der Priester sprach's, die Mumie sank, verklungen
Sind zwei Jahrtausend über seinem Worte.
Fragst du, ob Wahrheit uns sein Mund gesungen?
Schau hin! Die Saat durchbrach die Hülsenpforte,
Der Käfer hat in Freiheit sich geschwungen,
Die Mumie nur schläft noch am alten Orte.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 7. Sonette. 16. Mumie. 16. Mumie. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EFE5-7