Schweizer und Landsknechte

Im Rheintal gegen die Schweizer hielt der Landsknechte Schar,
Des Feindes fester Stellung nahmen sie ungern wahr;
Sie sahn aus ihrem Lager mit Grimm die Höhn hinauf,
Stolzierend in roten Wämsern, gestemmt die Faust am Knauf.
Sie sangen, tanzten und trieben der argen Kurzweil viel,
Der Krug lag bei der Trommel und drauf das Würfelspiel.
Sie kneiften in die Wangen und nahmen den Fingerring
Der jungen Dirne, die eilig vorbei am Lager ging.
Vor Altmoos hielten ihrer Zweitausend an der Zahl,
Die Eidgenossen sahen vom Berg herab ins Tal.
Gescholten und vergolten ward mancher Schimpf und Hohn
Und manchem kecken Trotzwort ein Schuß dafür zum Lohn.
Da fiel es eines Tages den guten Gesellen ein,
Sie wollten zur Hochzeit laden die Hirten auf dem Stein,
Sie hingen Brautgewande mit Fleiß um eine Kuh,
Sie banden ihr um die Klauen auch nette Schnabelschuh',
Sie wanden um die Hörner ihr einen dicken Kranz
Und führten sie mit Bändern hervor als wie zum Tanz.
Es stund die Kuh und brüllte zurück nach ihrem Haus,
Da lachten sie und sagten, sie stößt schon Seufzer aus.
Nun wird wohl einer kommen und freien um die Maid,
Hei, wie sie prächtig schreitet in ihrem Schweizerkleid!
[159]
Sie riefen zu den Hirten nach Altmoos in den Ort:
Kommt doch herab zur Hochzeit, da sagten die: Aufs Wort!
Sie packten ihre Kolben, der Spaß verdroß sie fast,
Und als es dunkel wurde, da kamen sie zu Gast.
Sie brachen wie ein Waldstrom herab mit Sturmgetos,
Sie stürzten wie die Stiere auf ihre Feinde los.
Sie rannten an und nahmen den Lagerwall im Lauf,
Noch eh' in ihren Zelten die Landsknecht' sprangen auf.
Die schlugen wie die Bären um sich in ihrer Not,
Doch war von hellem Brande das Lager schon entloht.
Da sank manch wackrer Landsknecht hin in den roten Klee,
Und die geflohn, ertranken im Rhein und Bodensee.
Die Schweizer aber trieben das Kühlein mit nach Haus
Und sagten zu einander: Es war ein feiner Strauß.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 9. Balladen. Schweizer und Landsknechte. Schweizer und Landsknechte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-F24D-C