Lied im Süden

Sonnenuntergang!
Lautlos ruhen Säulengang
Und verlassne Marmorbäder,
Wo den stillen Weg entlang
Noch antiker Wagenräder
Furchen trägt der Lavastein.
Rot im Abendschein
Wirft der Ölwald längre Schatten
Längs der braunen Felsenplatten
Um den Bergabhang –
Sonnenuntergang.
Abenddämmerung!
Blumen atmen wieder jung,
Und in uns erblühn die weißen
Rosen der Erinnerung.
Könnt' ich sie verwelken heißen?
Schnell im Süden kommt die Nacht,
Flüchtig ist die Macht
Deines schwärmerischen Glückes,
Wie die Flammen eines Blickes
Voll Begeisterung,
Abenddämmerung.
Sommermitternacht!
Nur noch die Cicade wacht;
Ringsum ruhn die dunkeln Täler.
Unter alter Tempelpracht,
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Wo gestürzte Kapitäler
Meine Kissen, wo mein Haupt
Lorbeer selbst umlaubt,
Sollt' ich's nicht gestehn im Liede,
Wie dein tiefer, stiller Friede
Ganz mich glücklich macht,
Sommermitternacht?

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 2. Reiseblätter. Lied im Süden. Lied im Süden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-F2BF-E