Abfuhr

Ich war ein Student und ein leichter Gesell,
Dacht' weder an Morgen noch Gestern,
Mädel und Mützen wechselte ich
Oftmals in allen Semestern.
Mein freches Motto hieß allezeit:
Nicht faul beim Fechten und Küssen!
Bis du dies flotte Sprüchlein mir
Vom Banner hast gerissen.
Es war am Sonntagvormittag
Zu Münster unterm Bogen,
Ich lachte keck dir ins Gesicht,
Da hast du blankgezogen.
Auf die Mensur – Sind fertig – Los!
Ich sah deine Grauaugen blitzen –
Halt! – Ich hatt' im Herzen tief
Eine tödliche Abfuhr sitzen.
Untauglich zum Fechten ist jetzt mein Herz,
Vernarbt noch nicht die Schmisse,
Ich denke nur an dich, mein Lieb,
Wie süß wohl deine Küsse.
Du führtest unberührt mich ab,
Den Männer- und Weiber-Verächter,
Nun flicke die Wunden, die du mir schlugst,
Margrete, tapferer Fechter!

Münster, August 1889

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TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Junglaub. Abfuhr. Abfuhr. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2013-0