Schön-Else

Im Auge Lachen, im Munde Lieder,
Für jeden Gast ein freundlich Wort,
Taucht sie im Hause auf und nieder,
Bald ist sie hier, bald ist sie dort;
Im ganzen Haus muß alles blank sein,
Kein Stäubchen darf auf Tisch und Schrank sein,
Drum, schöne Else, soll mein Dank sein
Für frohe Stunden dieses Lied.
Umdüstert und die Stirn voll Falten
Trat eines Abends hier ich ein –
Da sah ich dein zufriednes Walten
Und deiner Augen Vollmondschein;
Mein Geist so haßvoll und verbittert,
Mein Herz, von Rachesucht zersplittert,
Hat hoffnungsfroh hier aufgezittert
Und noch einmal an Glück gedacht.
Ei Traum... ich werde niemals ketten
An mein Geschick ein andres Herz,
Mich kann nur Kampf und Arbeit retten,
Erlösen nur der Todesschmerz.
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Ich will nicht mehr um Liebe werben,
Denn meine Liebe bringt Verderben,
All, die ich liebte, mußten sterben,
Doch kann ein treuer Freund ich sein.
Setz dich zu mir, dein helles Lachen
Ist Sonnenschein am Wintertag,
Dein Plaudern lähmt das Haßerwachen
Und hemmt des Blutes Fieberschlag –
Das frohe Wort aus deinem Munde
Betäubt die alte Herzenswunde,
Verschafft mir eine frohe Stunde –
Dies Glas, Schön-Else, auf dein Wohl!

Münster, Januar 1890

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TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Junglaub. Schön-Else. Schön-Else. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2096-C