Regen

Der Himmel hält große Wäsche heut
Und säubert die staubige Erde,
Damit so glänzend und rein ihr Gewand
Wie am ersten Maitage werde.
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Das donnert und blitzt und prasselt und klatscht
Hernieder auf Zweige und Blätter,
Der durstige Rasen trinkt sich satt
Nach langem, trockenem Wetter.
Ich wollt, von dem kühlend erfrischenden Guß
Würd' auch mein Herz getroffen,
Hinweggespült wie der Staub vom Gras
Würd' Glaube, Liebe und Hoffen.
Eine weiße Rose vor mir steht,
Geöffnet ist das Fenster –
Hinaus damit, verschwindet jetzt
Ihr sentimentalen Gespenster.
Das Stück von »Du und Ich« ist aus,
Der Vorhang wird geschlossen,
Die Lebenszeit zu kostbar ist
Für solche Narrenspossen.
Klar muß der Geist und nüchtern sein
Im frischen Arbeitsgetriebe –
Du uraltschöne Allnatur,
Du bleibst meine letzte Liebe!

1889

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TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Junglaub. Regen. Regen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2295-D