Maria

1778.


Im Lindenschatten duftet ein Rasengrab,
Von Tausendschön und Thimian rings umblüht;
Ein schwarzes Kreuz, das einsam aufragt,
Kündet dem Waller, hier ruh' ein Todter!
Voll Wehmuth klopfet schneller mein Herzensschlag!
Des Mitleids Zähre gleitet die Wang' herab:
Denn hier, an dieser ernsten Stäte,
Schlummert Maria den Todesschlummer!
Im reinen Herzen jeglicher Tugend Keim,
Um ihre Stirn den himlischen Unschuldskranz,
Von Engelbrüdern ihr gewunden,
Lebte sie Tage voll Seligkeiten.
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Da kam ein schnöder, heuchelnder Bösewicht,
Die Höll' im Busen, raubte den Unschuldskranz! –
Sie siechte hin, in ihrer Blüte,
Einst der geliebteste Stolz der Mädchen!
Süß sey dein Schlummer, unter der Blumengruft,
Du schöne Seele! bis zum Erwachen süß!
Da du, in hellverklärtem Glanze,
Nimmer zu welken, in Eden aufblühst!
Zu deinem Hügel wandelt die Weinerin,
Bricht Todtenblumen, wendet den Zährenblik,
Und Auferstehungsschauer beben
Durch die erschütterte Mädchenseele!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. Gedichte. Gedichte aus der Schulzeit. Maria. Maria. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2B0C-E