Himmelsglaube

Es mag der Trennung Arm, im Vollgenuß der Freuden
Erhabner Sympathie, den Freund vom Freunde scheiden,
Der sanft und fest und treu, am Rande der Gefahr,
Wie auf der Bahn des Glücks, ihm Alles, Alles war:
Wo Himmelsglaube wohnt, Verlaßner! da erhellt
Der Zukunft Mitternacht ein Stern der höhern Welt,
Und aus der Ferne winkt voll Glanz
Die Hoffnung mit dem Siegeskranz!
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Es mag, wenn ringsumher die Rosen sich entfärben,
Des Jünglings Scherze fliehn, des Mannes Freuden sterben,
Der letzte süße Ton der Liebe selbst verwehn,
Und jedes goldne Bild der Täuschung untergehn:
Wo Himmelsglaube wohnt, beut ihren Labetrunk
Dem Allvergeßnen mild noch die Erinnerung,
Wenn ihm die Wange, schwer und kalt,
Des Todes Odem schon umwallt.
Kein Stundenschlag ertönt, kein Tropfen Zeit entfluthet,
Daß nicht ein edles Herz um edle Herzen blutet;
Kein Abendstern erscheint, kein Morgenroth erglänzt,
Daß fromme Liebe nicht ein frühes Grab umkränzt:
Wo Himmelsglaube wohnt, schwingt über Gruft und Zeit
Und Trennung, im Gefühl der Unvergänglichkeit,
Sich zu verwandter Engel Chor
Des Ueberwinders Geist empor!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. Gedichte. Wanderjahre in Deutschland. Himmelsglaube. Himmelsglaube. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2B5C-B