Der Frühlingsabend

Beglänzt vom rothen Schein des Himmels bebt
Am zarten Halm der Thau,
Der Frühlingslandschaft zitternd Bildniß schwebt
Hell in des Stromes Blau.
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Schön ist der Wiese Grün, des Thals Gesträuch,
Des Hügels Blumenkleid,
Der Erlengang, der schilfumkränzte Teich
Mit Blüthen überschneit;
Schön ist der Quell, der Hain, der Abendstern,
Der Baum der Kühlung thaut,
Und alles was mein Auge, nah' und fern,
Dankweinend überschaut!
Ja es umschlingt und hält der Wesen Heer
Der ew'gen Liebe Band!
Den Lichtwurm und der Sonne Feuermeer
Schuff Eine Vaterhand.
Du winkst, Allmächtiger, wenn hier dem Baum
Ein Blüthenblatt entweht;
Du winkst, wenn dort, im ungemeßnen Raum,
Ein Sonnenball vergeht!

Notes
Entstanden wohl 1784. Erstdruck in: Voßischer Musenalmanach 1785.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. Der Frühlingsabend. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2C02-B