Hexenfund

Endlich, alte Wundergerte,
Ueber ein Jahrtausend
Nur in Gräbern hausend,
Hobst du dich ans Licht hervor:
Furchtbar krachte das gesperrte
Geisterthor.
Wahrlich, als wir Hexenjünger
Dich auf Alraunbeeten
Ahnungsvoll erspähten,
Waltete mit unsrer Schaar
Salomos erhabner Finger
Unsichtbar.
In des Erdballs Mittelpunkte,
In des Mondes Grüften,
In der Sterne Klüften,
Herrscht allmächtig auf und ab
Der in Drachenblut getunkte
Zauberstab.
[38]
Ziehn wir, nach der hohen Weise
Aechter Spuckvollstrecker,
Nun um Todtenäcker,
Bei des Abgrunds Melodey,
Der geheimnißschwangern Kreise
Dreimal drei.
Treu dem Saz der Meistergilde,
Laßt aus Memfis Tiefen
Dunkle Hieroglyfen
Eng' uns um die Zirkel reihn,
Und zum Weihaltare bilde
Sich Gebein.
Wann die Leichensteine beben,
An des Kirchhofs Eiben
Sich die Blätter sträuben
Und aus morscher Särge Nacht
Sieben Flämmchen bläulich schweben.
Ist's vollbracht!

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TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. Gedichte. Gedichte 1795-1831. Hexenfund. Hexenfund. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2C6C-0