Der Winter

1778.


Bis zur fröhlichen Lenzesauferstehung,
Ruhn die farbigen Rasenblümlein alle,
Und die duftenden Kräuter dieser Wiese,
Ach! im starrenden, kalten Wintergrabe,
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Von hellblinkenden Floken überflimmert!
Aehnlich Todtengerippen, stehn die Bäume,
Ihres säuselnden Blätterschmuks entkleidet;
Wo, gehüllet in grüne Zweigbeschattung,
Oft die flötende Sängerin der Mainacht
Ihre schmelzenden Zauberlieder tönte!
Wes die Jünglinge sich und alle Mädchen,
Auf den Blumengefilden, weiland freuten,
Hat, verheerender Winternord! dein Odem
Von den frostigen Fluren weggewütet!
Jedes dämmernde Zweigdach für die Liebe,
Jede schattende Laube für das Kelchglas,
Hast in ödige Wüste du gewandelt!
Unbekümmert der tausend Mädchenthränen,
Unbekümmert der bangen Jünglingsseufzer!
O des mürrischen Freudentilgers! selbst des
Mir so heiligen Pläzchens nicht zu schonen,
Wo, am wallenden Busen meiner Maja,
Ich, im seligen Taumel, mir den Himmel,
Ueberblühet von Lenzgebüschen, träumte!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. Gedichte. Gedichte aus der Schulzeit. Der Winter. Der Winter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2CC2-A