Vision

Als ich jüngst vom Pfad verirrt war,
Wo kein Jäger und kein Hirt war,
Führt' ein Licht aus dunkelm Tann
Mich an eines Hüttleins Schwelle,
Drin bei matter Ampelhelle
Eine greise Parze spann.
Draußen schlug der Wind die Schwingen,
Und die Bergesströme singen
Hört ich ihren dunkeln Sang...
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Und ich sah den Faden schweben,
Und der Faden schien ein Leben –
Meines? dacht ich zauberbang.
Wage, Mensch, die höchsten Flüge,
Deiner Parze starre Züge
Sehen längst das nahe Ziel!
Tummle dich, ein kühner Ringer:
Ihre hagern, harten Finger
Enden bald das edle Spiel..
Eine Träne seh ich zittern,
Einen Kranz mit Silberflittern
Seh ich hangen an der Wand:
In der Alpenhütte Kammer
Spinnt an einem alten Jammer
Einer Greisin welke Hand.

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TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 3. In den Bergen. Vision. Vision. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-33B8-5